Eigentlich war gar nicht geplant, dass ich nun regelmäßig (noch immer leicht nervös) vor einer Gruppe Landwirte stehe und über die Themen Onlinemarketing und Social Media referiere. Ich hätte nie gedacht, dass meine Erfahrungen und Tipps überhaupt so wertvoll sind. Doch nun ist es irgendwie so gekommen. Und ich bin gar nicht mal unglücklich darüber. Immerhin hat man bei solchen Workshops die Gelegenheit, einer ganzen Gruppe von Menschen schnelle Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Oft entsteht innerhalb kürzester Zeit eine gute Gruppendynamik, es wird richtig gearbeitet und sich rege ausgetauscht. Gefällt mir 🙂
Das besondere dieses Mal: Meine Zuhörer waren ausschließlich Frauen! Das passiert einem in der Landwirtschafts-Branche definitiv nicht oft 🙂 Jedoch: Eingeladen waren die Betreiber von Ferienhöfen im Allgäu. Und diese sind offenbar hauptsächlich weiblich, wie sich an diesem Tag ganz deutlich herausgestellt hat. Ein richtiger Hühnerhaufen waren wir da im Nebenzimmer des schönen Hotel Waldhorn in Kempten.
Wer offline ist, ist unsichtbar
Eingeladen hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten mit dem Ziel, das Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Angebot in der Region noch attraktiver zu gestalten bzw. den hiesigen Gastgebern neue Wege im Bereich Onlinewerbung aufzuzeigen. Mein Workshop-Titel deshalb: „Marketing für Ferienhöfe – so präsentierst du dich gekonnt im Netz.“
Zuerst haben wir uns aktuelle Zahlen zur Internetnutzung in Deutschland angesehen: 50 Mio Menschen in DACH sind täglich online und dass im Durchschnitt über zwei Stunden (!), Facebook hat weiterhin über 23 Mio Nutzer pro Tag, Instagram immerhin 6 Mio. (Quelle: Statistisches Bundesamt). Soll heißen: Wer offline bleibt, verspielt eine Riesenchance auf eine enorme Reichweite, auf Neukunden, Kundenkontakte, tolle Partner, gutes Personal und schließlich deutlich steigende Gewinne.
Website-technisch waren die meisten Workshop-Teilnehmerinnen bereits ganz passabel aufgestellt. Deshalb haben wir uns bald auf den Bereich Social Media gestürzt. Mein Lieblingsthema 😉 Warum? Man kann es nicht oft genug sagen/schreiben: Auf diesen Kanälen können „wir“ weitgehend kostenlos und mit überschaubarem Aufwand für jeden einzelnen Bauern, aber vor allem für die gesamte Agrarbranche viel bewegen. Stichwort Image-Arbeit. Alles, was es braucht, ist ein bisschen Zeit, Mut, Kreativität sowie eine gesunde Prise Humor. Da waren wir Workshop-Hühner uns auch schnell einig 🙂
Was poste ich – und wann?
Dann galt es also „nur“ noch zu klären: Was poste ich? Wann poste ich? Also: Wie sieht ein guter Post überhaupt aus? Anhand einiger Beispiele wurde schnell klar: Gute Fotos, knappe Texte, klare Aussagen, neue Perspektiven, exklusive Einblicke, Information bzw. Mehrwert für den Leser sowie (wenn möglich) interessantes Videomaterial sind Trumpf. Dabei sollten die Teilnehmer immer versuchen authentisch, ehrlich, aktuell, mutig, kreativ und unbedingt auch mal humorvoll zu sein. Einblicke in den Alltag auf dem Hof – das ist es, was die potenziellen Feriengäste im Internet sehen wollen. Menschen, Tiere, Umgebung, dazu leichte Kontaktmöglichkeiten zu den Gastgebern. Jackpot!
Das allerwichtigste bei jeder Art von Onlinemarketing aber ist es, immer die eigene Zielgruppe im Blick zu haben. Was will diese sehen? Kann ich meine Themen entsprechend ausrichten? Ebenso wichtig: Die Stärken des eigenen Betriebs und der Menschen, die dort leben und arbeiten ausspielen – die eigene Story erzählen. Dieses spannende Kapitel, also die Basis für jede Art von Werbung, übernahm die geschätzte Kollegin Mareike Achterberg von der Agentur Eselsohr in Sonthofen am Vormittag.
Später klärten wir noch, welche Urlaubs-Buchungsplattformen für Ferienhöfe im Allgäu wichtig sind, wie man mit einem Shitstorm auf Social Media umgeht und wie man diese ganze Mehrarbeit zeitlich unter einen Hut bringt. Ein besonderes Anliegen von mir war außerdem noch das Kapitel: Rezensions-Management. Denn Bewertungen sind die Währung im Internet. Da heißt es: reagieren, antworten und unbedingt zufriedene Gäste hinterher auffordern, ein paar Zeilen auf Google oder Facebook zu schreiben.
Ungeahnte Frauenpower in der Agrarbranche
Zum Schluss bekam jede der Teilnehmerinnen von mir individuelles Feedback zur eigenen Homepage sowie Tipps zur Optimierung. Doch auch ich konnte an diesem Tag wieder einiges mitnehmen. Vor allem: Die Agrar-Branche besitzt ungeahnte Frauenpower! Das könnte vor allem in Sachen Werbung in Zukunft hilfreich sein. Denn im Bereich Landwirtschafts-Marketing ist momentan definitiv mehr Fingerspitzengefühl und weniger Brechstange gefragt.
Carolin Nuscheler
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