Endlich, Berlin! Am Mittwoch wurden im Rahmen der Nacht der Landwirtschaft die CeresAward-Sieger 2019 und der diesjährige Landwirt des Jahres gekürt. Und ich durfte für agrarheute in der Jury dabei sein. Ein großer Abend. Für alle.

Dienstag, 15. Oktober, Vorabend des CeresAward-Finales, 19 Uhr: Kofferpacken. Rotes oder schwarzes Kleid? Das Schwarze ist bequemer, das Rote aufregender. Ich falte beide in den Koffer. Zur Sicherheit.

Mittwoch, 16. Oktober, Finaltag, 6.30 Uhr: Der Wecker klingelt. 6.40 Uhr: Der Wecker klingelt nochmal. 6.50 Uhr: Grr.

8.56 Uhr, München Hbf: Der ICE nach Berlin rollt los. Darin: Beinahe das gesamte CeresAward-Team des Deutschen Landwirtschaftsverlag (dlv), verteilt auf die beinahe gesamte Zuglänge. Man trifft sich auf einen Kaffee im Gastrowagen. Alle sind im Finalfieber. Mir Inklusive. Man diskutiert die geplante Garderobe, gleicht den Ablaufplan ab, bekundet Vorfreude.

Ich selbst freue mich auf schöne Kleider, einen edlen Festsaal, gute Stimmung, interessante Gespräche, gute Musik, feines Essen und starke Bilder und Kurzfilme unserer Finalisten. Besonders gespannt bin ich natürlich auf die Reaktionen der Sieger. Als diesjährige Jurorin weiß ich bereits, wie das Ganze ausgehen wird. Ein bisschen nervös bin ich trotzdem. Oder vielleicht sogar deshalb?

Berlin, wir sind da!

13.35 Uhr, Berlin Hbf: Wir kommen pünktlich in der Hauptstadt an, eine Besichtigung lohnt sich dennoch nicht. Außerdem regnet es. Die Kollegen und ich entscheiden uns für die Hotelbar. Auf so einen Abend muss man sich schließlich einstimmen!

15.04 Uhr, Hotellobby: Unsere Finalisten kommen an, in Begleitung, teilweise von der gesamten Familie. Es gibt Stau beim Check-In, bereits am Nachmittag sorgt der CeresAward für errötete Köpfe hinterm Hoteltresen. Wenn die Mitarbeiter wüssten, was in der Nacht noch auf sie zukommt…

17.13 Uhr, wieder Lobby: Frisch aus der Dusche und nun doch in auffallendes Rot gehüllt, drücke ich mich durch den verstopften Barbereich. Finalisten, Juroren, Begleitungen, alle schick in Abendgarderobe, wuseln durcheinander und unterhalten sich aufgeregt. Mein Auftrag: Die Kandidaten „meiner“ Kategorie Biolandwirte begrüßen, meinen Mitjuror Sepp Eisl finden und alle zusammen in den Shuttlebus vor der Tür befördern. Es klappt.

Auf ins Kosmos

18.07 Uhr, Kosmos Berlin: Vor dem Gebäude stehen zwei riesige Deutz-Traktoren, wir drängen uns dazwischen und nehmen in Kauf, dass Fotograf Timo Jaworr wie wild auf der Straße zwischen den schnellen Autos herum hechtet, um ein passables Gruppenfoto von allen zu machen. Danach geht es auf dem roten Teppich, an einem großen, goldenen „Ceres“ vorbei nach drinnen.

18.48 Uhr, Kosmos: Die Schnittchen beim Sektempfang schenke ich mir, gibt sicher noch genug Feines zu essen heute. Stattdessen konzentriere ich mich auf den Sekt. Und darauf, mir im Gespräch mit einzelnen Finalisten, darunter auch Linda Kelly, nicht anmerken zu lassen, was ich bereits weiß. Auch das klappt. Glaube ich.

Foto: CeresAward/Tönnies

19.36 Uhr, im Saal: Wir sitzen je Kategorie an großen, runden Tischen vor einer hellen Bühne mit Riesenleinwand. Der hohe Raum leuchtet abwechselnd in lila, blau und pink, die Kellner schenken Wein nach und eine Band spielt neben der Bühne entspannte Soul Musik. Angenehm. Bis auf den kühlen Luftzug.

19.50 Uhr: Links von mir unser Bio-Finalist Nr. 1: Karl Lingenhel und Frau Agathe. Ihnen gehört ein Kreislauf-Betrieb im Bregenzer Wald, mit Milchvieh, eigener Käserei, Streuobst, Hummusaufbereitung und anderen großartigen Dingen.

Rechts von mir Finalist Nr. 3: Thomas Riesterer mit seiner Anke, die zusammen einen noch jungen Biobetrieb mit Limousin-Rinderzucht samt Direktvermarktung auf 1100 Metern im Schwarzwald stemmen.

Gegenüber die dritte im Bunde: Carolin Dietz mit Mann Alex, bei denen 80 Milchziegen daheim über den Biohof flitzen.

Außerdem: Mein Jurykollege Sepp „die Geheimwaffe“ Eisl. Gemeinsam waren wir im Juli zwei Tage auf Tour, um unsere Finalisten auf ihren Höfen zu besuchen. Heißt: Spannende Betriebsführungen bei den Kandidaten, interessante Diskussionen im Auto, und einige abendliche Gläser Bio-Rotwein am Lindauer Seeufer.

Die ersten Sieger

20.16 Uhr: Wir wissen nun: Phillip Krainbring ist Ackerbauer des Jahres, Linda Kelly gewinnt die Kategorie Unternehmerin. Und: mein Magen knurrt.

20.34 Uhr: Energielandwirt des Jahres ist Wolfram Wiggert. Und mein Magen knurrt lauter.

20.56 Uhr: Es gibt Suppe. Kalte Suppe. Sind das Pilze oder sind das Gummitiere?

21.24 Uhr: Magdalena Zelder wird zur Siegerin bei den Junglandwirten gekürt. Nachdem Zauberer Pit Hartling bei einer kurzen Showeinlage den gefalteten 10-Euro-Schein des letztjährigen Gesamtsiegers, Tobi Ilg, den er eigens noch mit seiner Unterschrift versehen hatte, in das Fruchtfleisch einer eben noch geschlossenen Zitrone hineinzauberte.

Ich schwöre!

Unser Biolandwirt des Jahres 2019

21.30 Uhr: Es ist soweit: Die Biolandwirte sind dran, ohnmächtige Gesichter an unserem Tisch. Zunächst gibt’s über jeden Finalisten einen kurzen Videoclip, dann verliest die glitzernde Moderatorin noch einmal die Namen unserer Kandidaten: Carolin Dietz, Thomas Riesterer, Karl Lingenhel. Dann eilt Mitjuror Sepp Eisl auf die Bühne. Zum Preis übergeben.

21.33 Uhr: „Es gewinnt der Kandidat mit dem stimmigsten Konzept. Auf dem Siegerhof werden Ideen zu Ende gedacht, jeder Winkel des Betriebs ist jederzeit vorzeigbar“, verliest die Glitzer-Dame weiter unsere Begründung.

21.34 Uhr: Karl Lingenhel aus Doren in Österreich ist unser Biolandwirt des Jahres 2019.

21.36 Uhr: Auf der Bühne bringt er vor Rührung kaum ein Wort heraus. Ein schöner Moment. Auch für uns als Jury.

Foto: CeresAward/Dahlke

21.40 Uhr: Mein vorläufiger Höhepunkt ist überstanden. Weiter geht es mit den Siegern in den Kategorien Milchviehhalter (Andreas Kraus), Geflügelhalter (Fabian Häde) und Manager (Lutz Philipp Decker).

22.20 Uhr: Und dann kommt er doch noch: der Hauptgang.

Die letzten Sieger

23.09 Uhr: Schweinehalter des Jahres ist Martin Volke, der mit flammender Begeisterung einen Mastbetrieb mit Direktvermarktung und Catering führt. Und ich frage mich, was der Fachmann wohl zu dem leider misslungenen Schweinsbraten gesagt hat, den der Saal wenige Minuten vorher serviert bekam.

23.29 Uhr: Jens van Bebber gewinnt in der Kategorie Geschäftsidee, Fleischrinderhalter des Jahres ist Christian Rohlfing.

23.36 Uhr: Der nächste Höhepunkt steht bevor: Wer wird Landwirt des Jahres 2019?

Es ist eine sie!

23.44 Uhr: Es ist die Überraschung des Abends! Zu Tränen gerührt stökelt Linda Kelly auf die Bühne und nimmt ihren Preis entgegen. Die Gesamtsiegerin des CeresAward 2019 ist sprachlos. Das kommt bei dieser selbstbewussten Frau wohl eher selten vor. Jedoch: Ihre Ergriffenheit steckt den gesamten Saal an. Die richtige Entscheidung.

Alle Sieger gibt’s hier.

0.14 Uhr: Geschafft. Man stürmt ins Foyer an die Bar, genug gesessen für heute. Die Musiker spielen zwischen den Leuten nochmal auf, die Sieger werden beglückwünscht, der Rest auch. Es gibt Bier und Wein und Kaffee, es gibt Fachgespräche, sonstige Gespräche. Und Nachspeise, die es kulinarisch nun auch nicht mehr richten kann.

Ceres kennt keine Sperrstunde

1.27 Uhr: Nun wird sogar getanzt. Der Ausschank im Foyer wird um eine Stunde verlängert. Gut so.

2.31 Uhr: Die Gläser sind leer und hinter der Theke ist auch niemand mehr bereit, das zu ändern. Schließlich fährt das Taxi vor. Glücklicherweise hat die Hotelbar 24 Stunden geöffnet.

2.51 Uhr: Wir verzieren die Hotelbar mit goldenen Ceres-Luftballons. Und ich bin erstaunt, wie viele Finalisten, ehemalige Finalisten, Juroren, Freunde und Teammitglieder noch da sind. Der ideale Zeitpunkt für einige denkwürdige Fachgespräche am Tresen.

Keine Zeitangabe: Es duftet nach Frühstückscroissants als ich nicht als letzte in den Fahrstuhl und in mein Zimmer schlüpfe.

Foto: CeresAward/Tönnies

Für mich war es eine Riesenehre, Teil der CeresAward-Jury 2019 zu sein. Die Aufgabe war groß und ich habe versucht, sie in jeder Hinsicht gewissenhaft zu erledigen. Ich habe mutige, kreative und vor allem leidenschaftliche Landwirte und Landwirtinnen kennengelernt und freue mich, das die Verleihung ein dringend benötigtes positives Licht auf die Branche wirft. Hier haben die Finalisten die Gelegenheit, im Rampenlicht zu stehen, ihren Betrieb vorzustellen und zu zeigen, dass das, was sie tun, gut ist. Schön, ein Teil davon gewesen zu sein. Gerne wieder!

Carolin Nuscheler